Zu Gast: Christel Liermann vom Zentrum für internationale Friedenseinsätze
Am 13. und 14. März 2024 war Christel Liermann zu Gast im Unterricht des Gesellschaftswissenschaftlichen Profils der Klassen 9 und 10. Als Logistikerin und Projektmanagerin hat sie an Friedenseinsätzen unter anderem im Tschad, im Sudan, in Afghanistan, in der Ukraine und zuletzt in Armenien mitgewirkt.
Was machen eigentlich zivile Friedensmissionen?
Für unsere Schülerinnen und Schüler wurde zuert erklärt, wer überhaupt Friedensmissionen durchführt: internationale und Regionalorganisationen wie die EU, die OSZE, die AU oder die UN. Aufgrund der vielen Konflikte, die es international gibt, muss immer zuerst eine Frage beantwortet werden: Einigt sich die internationale Gemeinschaft mit dem Einsatzland auf ein Mandat (also einen Einsatz-Auftrag) und greift man nicht ein? Durch ein Video wurde dieses Dilemma klar. Ein Schüler stellte fest:
„Manchmal ist es ethisch richtig einzugreifen, aber politisch schwierig. Man muss auch darauf achten, welche politischen Feinde man sich damit macht.“
Es gibt natürlich auch Fälle, wo es durch das internationale Recht vorgeschrieben ist, dass gehandelt wird, zum Beispiel greift die UN bei Genoziden ein. Wie man derzeit in Gaza sieht, sind sich die verschiedenen Seiten aber meist nicht einig, ob es Belege für einen Völkermord gibt. Außerdem gilt die Devise: Do no harm.
Do no harm - Grundprinzip der Friedenssicherung
Die Lieblingseinsätze von Frau Liermann sind sogenannte „Monitoring Missions“, wo Organisationen in Grenzregionen Präsenz zeigen und dadurch dafür sorgen, dass das Kämpfen dort zumindest vorübergehend endet, sodass ein ziviles Leben möglich wird.
An anderen Stellen ist es schwieriger: Die internationalen Organisationen können auch die lokale Wirtschaft durcheinanderbringen, unbeabsichtigt Unzufriedenheit auslösen oder nach kurzer Zeit wieder dem Land verwiesen werden – schließlich dürfen sie nur dort aktiv werden, wo sie erwünscht sind und nur die Ziele verfolgen, die Teil des offiziellen Mandats sind.
Unsere 'grab bags' - was gehört hinein?
Damit alle Zuhörer auch selbst aktiv werden konnten, durften die Neuntklässler dann noch praktisch arbeiten: Jeder Zivilist auf Auslandsmission braucht eine „grab bag“ an seiner Seite, also einen Rucksack mit dem Notwendigsten, falls man schnell evakuiert werden muss, weil die Situation irgendwo zu brenzlig wird. Aber was gehört dort hinein?
In einer Gruppenaufgabe hatten zwei Teams jeweils knapp 15 Minuten Zeit ihre persönliche „grab bag“ zusammenzustellen. Absprachen zum Inhalt durften natürlich nur auf Englisch passieren, wir wollten schließlich international arbeiten. Viele gute Ideen wurden gesammelt, wobei Frau Liermann am Ende auch ihren persönlich Rucksack für uns geöffnet hat, um die Standardausstattung ziviler Helfer vorzustellen:
- Wasserflasche
- Handy, Ladekabel, volle Powerbank
- Erste-Hilfe-Set (dessen Inhalt man genau kennen muss!)
- persönliche Dokumente und Geld in Landeswährung und Dollar
- Radio und Taschenlampe
- Klebeband
- Taschenmesser
Berufsorientierung: Wie wird man Friedenssicherer?
Weil die Arbeit für internationale Organisationen vielfältig sowie sinnstiftend ist und man gut für Einsätze geschult wird, hat Frau Liermann als Abschluss noch erklärt, mit welchen Berufen man später in den Auslandsdienst bei Regierungs- oder Nichtregierungsorganisationen treten könnte: nicht nur Logistikerinnen sind gefragt, auch Abschlüsse in Medizin, Jura oder als Dolmetscher können hilfreich sein, ebenso aber auch Verwaltungswissen oder eine Polizeiausbildung.
Für Frau Liermann ist das Besondere an ihrer Tätigkeit die große Anzahl an Ländern und Menschen die man kennenlernt, und die einem helfen, auch mehr über sich selbst herauszufinden.
Als Ergänzung zu den Vorträgen der Experten, welche selbst im Einsatz waren und davon in Schulen berichten können, gibt es als Empfehlung vom ZIF empfohlene Materialien zur Weiterarbeit, Quellen und sogar ganze Projekttage und Planspiele, wo Lerngruppen sich vertieft mit Themen beschäftigen können.
Vielen Dank an Frau Liermann für die vielen neuen Einblicke!